Giersch: die Wunderpflanze

Der Giersch – die Wunderpflanze

Der Giersch – eine Pflanze für Notzeiten, zur Stärkung und zur Naturverbindung. Oft verkannt und abgelehnt – doch eine wundervolle Pflanze für den alltäglichen Genuss. Das Journal hat ein Schüler der Wildnispädagogik- Ausbildung bei der Wildnisschule Wir-Kinder der Erde erstellt

Allgemein

Der Giersch ist eine ausdauernde (mehrere Jahre alt, mehrmals blühend und fruchtend) und krautige (nicht verholzende) Pflanze. Er wächst flächendeckend und kann sich in einem Jahr bis zu drei Quadratmeter durch frische Triebe ausbreiten. Er kann zwischen 30 und 90 Zentimeter hoch werden, ist also bodennah. Die Stängel der Blüten sind kahl, hohl und kantig.

Blüten

Die Blüte des Gierschs ist kaum geeignet zur Bestimmung, da es viele teils giftige Pflanzen mit ähnlicher Form gibt. Er besitzt doppeldoldige Blütenstände, die Blütendolde ist 15 – 25 strahlig. Die unscheinbaren Blütenblätter sind weiß, fünfzählig, zwittrig und haben keine Hüllblätter. Sie führt Nektar. Die Blühzeit ist von Juni bis Juli. Aus den Blüten werden im Herbst eiförmige, glatte Samen, die 3 – 4 Millimeter groß werden. Diese kümmelähnliche, zweiteilige Spaltfrucht ist ungeflügelt.

Blätter

Drei-drei-drei, bist beim Giersch dabei. So lautet ein alter Merkspruch zur Bestimmung des Gierschs. Die Blätter des Gierschs bieten das beste Bestimmungsmerkmal und auch der Name stammt von der ziegenfußähnlichen Form ab. Die Blattspreite ist doppelt dreizählig und zweifach gefiedert. Die Stile der Blätter weißen eine dreieckige Form auf mit harten Kanten. Die Pflanze ist Wechselständig und an Blattsiel und -spreite gegliedert. Das Fiederblatt ist eiförmig-länglich, während die Fiedern 1. Ordnung oft nur zweispaltig sind. Einfach erklärt hat das Blatt drei Teile, welche nochmal dreigeteilt sind. Dabei sind diese teils zusammengewachsen. Der Blattrand ist gezahnt. Die breiten Blätter sind bodennah und überdauern in milden Wintern, was sie damit teilwintergrün macht. Die Blätter treiben das ganze Jahr aus.

Rhizom

Einige Quellen meinen, dass nicht die Blätter, sondern die Form der Hüllblätter der Erneuerungsknospen des Rhizoms aussehen wie ein Ziegenfuß und der Giersch so zu seinem Namen gekommen ist. Die weißen Wurzeln sind leicht giftig und bilden tief kriechende, brüchige, unterirdische Ausläufer, die bis zu einem halben Meter tief reichen. Zwar kann sich der Giersch durch seine Samen vermehren, jedoch nimmt die vegetative Verbreitung eine wesentlich größere Rolle ein. Er besitzt ein stark wucherndes Rhizom, wodurch selbst aus einem kleinen Wurzelstück eine neue Pflanze wachsen kann. Das Rhizom bildet oberirdische Ausläufer mit bis zu 20 Zentimetern Länge und einem Durchmesser von 2 Millimetern. Somit kann sich der Giersch schnell und sicher Verbreiten. Die Überdauerungsknospen liegen an der Erdoberfläche und die Blätter können somit problemlos abgeschnitten werden, ohne dass die Pflanze zugrunde geht. Ganz im Gegenteil: Sie entwickelt frische Blätter, welche für die Ernährung besser geeignet sind.

Geruch / Geschmack

Ein ebenfalls sicheres und wichtiges Erkennungsmerkmal ist der intensive aromatische Geruch, der an Möhre oder Petersilie erinnert. Geschmacklich bietet er roh eine gute Mischung aus Petersilie, Spinat und ein bisschen Mango. Je nach Standort, Alter und Jahreszeit variiert beides vor allem in der Intensität.

Inhaltsstoffe

Giersch besitzt sehr viel Vitamin C, ca. viermal so viel wie eine Zitrone. Außerdem besitzt er Kalium, Magnesium, Kupfer, Zink, Karotin, Kieselsäure und Eisen in großen Mengen. Neben ätherischen Ölen beinhaltet er außerdem noch Chlorogensäure, Isoquercitrin, Polyine, Phenolcarbonsäure, Cumarine, Flavonolglykoside, Harz, Hyperosid und Kaffeesäure.

Verwechslungsgefahr

Wegen seiner Blüten gibt es einige teils sehr giftige Pflanzen, mit denen man den Giersch verwechseln kann. Sehr gefährlich ist der gefleckte Schierling, der in geringen Mengen schon Vergiftungen auslösen  und bis zum Tod führen kann. Ebenfalls giftig, wenn auch nicht ganz so tödlich ist die Hundspeterlilie und der schwarze Holunder, die wie bei Kerbel und Kümmel weiße Doppeldoldenblütler sind. Aufgrund der giftigen Verwechslungsmöglichkeiten ist eine Bestimmung durch die Blätter am besten geeignet. Nicht nur Form, auch Geruch schützen vor einer falschen Bestimmung, da die giftigen Doppelgänger unangenehm und unscheinbar riechen. Auch die Engelwurz, welche ähnliche Blätter wie der Giersch hat, ist am Geruch zu unterscheiden.

Verwechslungsgefahr

Wegen seiner Blüten gibt es einige teils sehr giftige Pflanzen, mit denen man den Giersch verwechseln kann. Sehr gefährlich ist der gefleckte Schierling, der in geringen Mengen schon Vergiftungen auslösen kann und bis zum Tod führen kann. Ebenfalls giftig, wenn auch nicht ganz so tödlich ist die Hundspeterlilie, die wie der Kerbel und der Kümmel weiße Doppeldoldenblütler sind. Aufgrund der giftigen Verwechslungsmöglichkeiten ist eine Bestimmung durch die Blätter am besten geeignet. Nicht nur Form, auch Geruch schützen vor einer falschen Bestimmung, da die giftigen Doppelgänger unangenehm und unscheinbar riechen. Auch die Engelwurz, welche ähnliche Blätter wie der Giersch hat, ist am Geruch zu unterscheiden.

Medizinische Anwendung

Jeder Inhaltsstoff hat seine eigene Wirkung, die teilweise individuell bei jedem Körper anders wirken. Hinzu kommt, dass noch nicht alle Inhaltsstoffe erforscht wurden, bzw. diese in der Kombination mit den anderen enthaltenen Stoffen wieder eine andere Wirkung aufweisen können. Dementsprechend ist auch die medizinische Anwendung schwierig bestimmbar. Nachdem der Giersch vermutlich schon in der Steinzeit als Nahrungsmittel diente und spätestens im Mittelalter als Heilpflanze genutzt wurde, ist er verhältnismäßig gut erforscht. Leider wird ihm kein nennenswerter wissenschaftlicher Nuten zugesprochen. Dennoch wird behauptet, dass der Giersch eine Vielzahl von Beschwerden verbessern kann: Nach der Signaturenlehre hat man die Blätter und die zerquetschten Wurzeln bei Ischiasschmerzen, Rheuma und Gicht auf die betroffenen Stellen gelegt.

Nachdem der Giersch sehr früh im Jahr austreibt ist er perfekt zur Bekämpfung der Frühjahrsmüdigkeit geeignet. Grund dafür ist das Vitamin C, dass einerseits Müdigkeit und Ermüdung verringert, aber auch die Eisenaufnahme verbessert. Obwohl Vitamin C oft nachgesagt wird, das Immunsystem zu stärken, konnte dies in Studien nicht belegt werden. Ein Mangel an Vitamin C jedoch, der mit einem kalten Winter oft einher geht, beeinträchtigt das Immunsystem dagegen in negativer Form. Überschüssiges Vitamin C wird einfach ausgeschieden. Der Kaliumgehalt wirkt sich auf den Stoffwechselprozess aus und schwemmt Wasser aus ohne den Elektrolysehaushalt zu belasten. Durch die Mineralien wirkt der Giersch basisch, fördert den Stoffwechsel und entsäuert den Körper. Außerdem wird ihm nachgesagt, dass er krampflösend, entgiftend und blutreinigend wirkt, was jedoch nicht bewiesen ist.

Der schweizerische Kräuterpfarrer Künzle nannte den Giersch Herrliche Medizin und sprach ihm abführende, antirheumatische, beruhigende, entzündungshemmende, harnsäurelösende, harntreibende und verdauungsanregende Eigenschaften zu. Somit war das Einsatzgebiet des Giersches sehr weit gefasst von der Behandlung von Gicht, Rheuma, Gelenkschmerzen, Blasenentzündung über Durchfall, Skorbut, Übergewicht, Verdauungsschwäche bis hin zur Versorgung von Wunden und der Entgiftung des Körpers.

Ich persönlich habe den Giersch selten für rein medizinische Zwecke konsumiert. Allerdings habe ich feststellen können, dass er mir bei Müdigkeit und Schlappheit helfen kann. Wenn ich mich nicht so fit oder gar kränklich fühle hilft der Giersch mir sehr dabei wieder vital und energetisch zu werden. Dazu verwende ich ihn ausschließlich in der Küche.

Gerichte und Getränke

Den Giersch kann man in vielen Variationen als Salat genießen. Ebenfalls frisch und schmackhaft sind einzelne Blätter auf dem Brot oder als Beilage zu Gerichten. Auch als Pizzabelag ist er Giersch verwendbar, bietet aber nicht dieselbe Geschmackintensität wie Rukola. Für ein optisch wie gustatorisch interessantes Erlebnis kann Giersch auch in Brot- oder Nudelteig miteingearbeitet werden.

Mein Lieblingsrezept mit Giersch ist eine Abwandlung eines thailändischen Gerichts namens Morning Glory bzw. Thaispinat. Dazu brät man diesen zusammen mit einigen Knoblauchzehen und roten Chilischoten an bis er weichgekocht ist. Gelöscht wird das ganze mit Sojapaste/Sojasoße, Fischsoße und Austernsoße in gleichen Teilen und in wenigen Minuten hat man ein äußerst schmackhaftes und schnelles Gericht, dass mit Nudeln oder Reis gegessen wird.

Als Vorrat für den Winter eignet sich die Herstellung von Pesto. Dazu den Giersch klein hacken, mit Salz und Olivenöl pürieren und in abgekochte Schraubgläser abfüllen. Allerlei Variationen mit anderen Kräutern bieten beste Geschmacksvielfalt und genügend Vitamine für die kälter werdende Jahreszeit.

Bei der sogenannten 9-Kräuter-Suppe ist der Name gleichzeitig Programm. Dieser seit Alter her wird dieser regional sehr unterschiedlichen Speise eine heilende und immunsystemstärkende, magische Wirkung zugesprochen. Bei einem Rezept, welches ich nächstes Jahr im Frühling ausprobieren möchte, kommt neben Giersch, Brennnesseln, Bärlauch, Löwenzahn, Sauerampfer, Schafgarbe, Spitzwegerich, Vogelmiere, Taubnessel und Gänseblümchen ein wenig Mehl, Öl und Gewürze in den Mixer. Ein alter Brauch besagt, dass die Zutaten am Gründonnerstag gesammelt, mit Kuhfleisch, Speck oder Mettwurst und unter Beigabe von Hafergrütze oder Mehl gekocht Kraft und Stärke für das ganze Jahr geben soll.

Durch den intensiven Geschmack kann der Giersch auch sehr gut als Gewürz benutzt werden. Dazu kann er getrocknet werden und auf allerlei Gerichte gestreut werden. Durch den Trocknungsprozess verliert der Giersch allerdings viel an Geschmack und Inhaltsstoffen.

Eigene Gedanken zum Giersch

Mit dem Giersch verbindet mich sehr viel, da es die erste Pflanze war, die ich oft gesehen aber nie wirklich wahrgenommen habe. Er hat mir die Augen geöffnet und mich gelehrt wie wenig ich auf meine Umwelt geachtet habe. Außerdem hat er mein Interesse befeuert mich näher mit der Pflanzenwelt zu beschäftigen. Allerdings musste ich feststellen, dass es bisher keine andere Pflanze geschafft hat mich so zu beeindrucken wie der Giersch es tut. Das ein so unscheinbares Pflänzchen so viel Energie liefert, dabei einzigartig schmeckt und fast überall zu wachsen scheint ist für mich heute noch ein Rätsel. Nebenbei ist er noch gesund und stärkt mein Immunsystem. Seitdem ich den Giersch in meine Ernährung fest integriert habe bin ich weniger krank und habe seltener Migräne. Obwohl Freunde und Familie anfangs sehr kritisch gengenüber meiner neu erworbenen Faszination für die Pflanzenwelt waren sind meine Gerichte mit Giersch mittlerweile sehr willkommen. Nachdem einige aus meinem näheren Umkreis sehr schwierig sind was ihr Essen angeht, hat es mich sehr gefreut, dass bei einigen Gierschmahlzeiten sogar eine zweite Portion eingefordert wurde. Tatsächlich hat der Giersch es geschafft meine Familie etwas näher zusammen zu bringen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar und freue mich jedes Mal, wenn ich ein Büschel davon in der Stadt oder beim Wandern sehe.

Wenn ich zu Themen wie Survival oder Kräuterkunde gefragt werde erzähle ich gerne und viel vom Giersch. Von viel zu wenigen wird er so gewürdigt, wie es ihm gebührt. Ihnen ergeht es oft wie mir, dass sie ihn einfach nie wahrgenommen haben. Einige wissen von ihm, sehen ihn aber zwecks seiner invasiven Verbreitung und beeindruckenden Hartnäckigkeit als lästiges Unkraut an. Die meisten tun sich schwer wirklich regelmäßig Giersch zu sammeln und zuzubereiten. Aber selbst diese Umstände erfreuen mich, denn somit bleibt mehr für mich übrig.

Text: Philip Völkl; Bilder: Pixabay

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